Montag, 18. Januar 2010

Wenig hilfreiche Endspielstudien

Für einen Schachspieler ist die Beschäftigung mit Endspielstudien sehr wichtig, um die Spielstärke zu verbessern. Mitunter trifft man aber auf Studien, die wenig aussagekräftig sind und trotzdem in jedem Endspielbuch erscheinen.

Die unten stehende Studie von Cheron (1923) mit Weiß am Zug, die auf einer Idee von Karstedt (1909) beruht, hat m.E. so gut wie keine praktische Relevanz. Denn die Frage muss erlaubt sein, wie der weiße König in die Ecke gekommen ist. (Zur Analyse dieser Stellung siehe hier)




Ging der weiße König nach einem Turmschach auf der b-Linie freiwillig in die Ecke, so war das ein schlechter Zug. Betrachten wir folgende Stellung:




Die Stellung von Cheron könnte erreicht werden durch 1.Ka8? Ke7, nur ist 1.Ka8 ein denkbar schlechter Zug. Warum sollte Weiß freiwillig in die Ecke gehen? Es gewinnt für Weiß 1.Kc6 Tc1+ 2.Kb5 Tb1+ 3.Kc4 Ta1. Es scheint, als könne Schwarz remisieren, da der a-Bauer fällt, aber Weiß hat einen taktischen Trick: 4.Th2! Txa7 5.Th8+ Kd7 6.Th7+ Kc8 7.Txa7 +-
Die Stellung mit dem eingeklemmten weißen König auf a1 stellt also einen Ausnahmefall dar, der in der Praxis kaum auftreten wird, wenn Weiß richtig spielt. In Lehrbüchern sollte die Position daher nur am Rande erwähnt werden. Prinzipiell gilt in Turmendspielen mit einem Randbauer, dass die schwächere Partei Remischancen hat, wenn der König nicht allzu weit weg und der Bauer noch nicht weit fortgerückt ist. Gerade im letzteren Fall hat man dann noch die Option, die Türme zu tauschen und sich in der Ecke einschließen zu lassen.
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