Sonntag, 31. Mai 2009

Tactics (6)

White to play in Svidler - Prie (French League 2009).


Solution (diff. 2/5):

1.Qe6! Rxe7 (1.- Nf6 2.De5 +-; 1.- Nf8 2.Rxe8 Bxe6 3.Rfxf8+ Bxf8 4.Rxd8 +-) 2.Rxe7 Nf6 (2.- Nf8 3.Qf7 +-; 2.- Qg8 3.Qxg8+ Kxg8 4.Re8+ +-) 3.Qf7 1-0

Dienstag, 19. Mai 2009

Turm und Randbauer gegen Turm (Teil I)

Im Endspiel Turm und Randbauer gegen Turm, bei dem der Turm der stärkeren Partei vor dem Bauern steht, sind zwei Positionen zu beachten.
In Diagramm 1 steht der Bauer bereits auf a7. Es ist leicht ersichtlich, dass Weiß nicht weiterkommt, da der König - sobald er auf b6 auftaucht - Schachs von unten bekommt (grüne Pfeile). (Man beachte, dass der schwarze König auf g7 oder h7 stehen muss, um die bekannte Falle 1.- Kf7? 2.Th8 Txa7 3.Th7+ zu vermeiden.)





Anders gestaltet sich die Lage, wenn der Bauer noch auf a6 steht. Jetzt nützen die Schachs von unten nichts, da der weiße König nach a7 wandert und die Umwandlung des Bauern unterstützt. Bis ins frühe 20. Jahrhundert hielt man die Stellung für gewonnen, dann stellte Josef Vancura eine Studie (1924) vor, die einen Remisweg skizzierte (Diagramm 2)



Die Idealaufstellung für Schwarz ist Kg7 und Tf6. Auf der sechsten Reihe übernimmt der Turm die Funktion, den gegnerischen Bauern zu bedrohen, so dass der weiße Turm die a-Linie nicht verlassen kann. Sobald der weiße König auf b5 erscheint, beginnt Schwarz mit seitlichen Schachs, also 1.- Tf5 +. (Die Stellung des schwarzen Königs auf f7 wäre schlecht, da dann das Turmschach auf f7 nicht möglich wäre.) Wie man sieht, kann sich der weiße König den Schachs nicht entziehen und muss zum schwarzen Turm laufen, der dann nach b6 geht.

Zieht Weiß a7, so zieht Schwarz Ta6 und wendet die Verteidigungsmethode aus Diagramm 1 an.

Zur Praxis. In der Partie Eljanov - Predojevic (Sarajevo 2009) entstand folgende Stellung (Diagramm 3):




Der weiße Bauer steht auf der fünften Reihe. Schwarz wendet die Verteidigungsmethode aus Diagramm zwei an, nur dass sein Turm die fünfte und nicht die sechste Linie halten muss. Er beginnt also mit dem seitlichen Schach 55.- Tf4+. Es folgte 56. Kc5 Tf5+ 57. Kd4 Kf7 (im Lernsinne etwas ungenau; 57.- Tb5 ist einfacher) 58. Ta8 Kg7 59. Ke4 Tb5 60.a6 (Weiß kommt nicht weiter und zieht den Bauern nach a6; jetzt entsteht die Vancura-Position aus Diagramm 2 und Schwarz zieht folgerichtig mit 60.- Tb6 auf die sechste Reihe) 61. Ke5 Tc6 62. Ta7+ Kg6 63. Ke4 Tf6 64. Kd4 Tb6 65. Ta8 Kg7 66. Kd5 Tf6 67. Ke4.

Weiß erkennt, dass Schwarz die Stellung aus dem Eff-Eff beherrscht, deshalb 1/2-1/2

Freitag, 15. Mai 2009

Blunder (2)

Bad times for Vassili Ivanchuk. In his game against Wang Yue (Sofia 2009) he blundered a complete position without need.



In the diagram he played 44.Bxg5?? (44.Bxe6 =). After 44.- Bxd5 45.f4+ Ke4 46.cxd5 Nxg5 47.fxg5 h4+! 48.Kxh4 Kf3 he found himself in a cage that he couldn't escape (diagram below).


49.b4 b5 50.a5 Kg2 51.h3 Kh2 0-1. A dark day for Chucky.

Donnerstag, 14. Mai 2009

Loose pieces

Die nachfolgende Stellung ist relativ unspektakulär. Schwarz hat einfach einen Mehrbauern in Ivanchuk-Shirov (Sofia 2009). Interessant ist jedoch, wie Shirov die Sache auflöst. Er spielte hier einfach 22.- d4! Ivanchuk nahm den Bauern, obwohl der vergiftet ist. 23.Sxd4? Db6! 24.Tfd1 Td5 (alle anderen Turmzüge, die eine Verdoppelung der Türme auf der d-Linie zur Folge haben, gehen auch).



Technisch gesehen scheitert die weiße Stellung an der "loose" stehenden Dame auf e3 (John Nunn: "Loose pieces drop off", "Ungedeckte Figuren fallen vom Brett"). Stünde der weiße Bauer auf f2 und nicht f3 (somit die Dame gedeckt), wäre Sxd4 korrekt gewesen.

Nach 24.- Td5 gab Ivanchuk auf, da der Springer verloren geht. Es bleibt ein Rätsel, was er sich bei dieser Partie gedacht hat.

Samstag, 9. Mai 2009

Schnellstmöglicher Gewinn

Weiß am Zuge spielt den schnellstmöglichen Gewinn (Baramidze-Jurcik, Rogaska Slatina 2009).
1.c4+ Kd6 2.c5+ Kc7 3.c6 (3.- dxc6/d6 4.Ta8) 1-0

Mittwoch, 6. Mai 2009

Zugwiederholung als Ästhetik

Die nachfolgende Diagrammstellung ist äußerst bekannt, um nicht zu sagen berühmt. Sie stammt aus der Partie Awerbach-Kotov (Zürich 1953). Schwarz spielte hier 30.- Dxh3+!






Viele Kommentatoren betrachten sie als eine der besten Kombinationen überhaupt. Ich kann mich dem leider nicht ganz anschließen, denn in der Tat handelt es sich lediglich um eine vierzügige Kombination, also 30.- Dxh3+ 31.Kxh3 Th6+ 32.Kg4 Sf6+ 33.Kf5 (33.Kg5? Th5#) Sd7 (33.- Sg4! [1]) 34.Tg5 Tf8+ (Diagramm 2).



Nun ist es offensichtlich so, dass Schwarz Dauerschach hat: 35.Kg4 Sf6+ 36.Kf5 Sg8+ usw. (die Stellung ist nebenbei gewonnen für Schwarz, was aber hier nicht das Thema ist).


Schwarz musste also nur bis hierher rechnen! Die nun folgenden Dauerschachs bis zur Zeitkontrolle werden von vielen Kommentatoren kritisiert, ich allerdings denke, dass sie aus Sicht des praktischen Turnierschachs eine eigene Ästhetik entwickeln. Allein schon deshalb, weil ein Dauerschach normalerweise nur zwei Züge lang gespielt werden kann, bevor ein Remis durch Zugwiederholung erfolgt. Hier ist das anders:

35.Kg4 Sf6+ (das ist die relevante Position)

36.Kf5 Sg8+

37.Kg4 Sf6+ (zweite Wiederholung)

38.Kf5 Sxd5+! (Ich bin wohl der einzige, der diesem Zug ein Ausrufezeichen gibt; andere kritisieren ihn, weil er den späteren Gewinn erschwert: "Wegen Kotovs Zugwiederholungsvermeidung im 38. Zug überlebt Awerbach einige Züge länger, als er sollte" [2])

39.Kg4 Sf6+ (nicht mehr die gleiche Stellung, weil der Bauer d5 fehlt)

40.Kf5 Sg8+

Die Zeitkontrolle ist geschafft. In der Folge spielte Schwarz keine Schachs mehr, sondern Lxg5 und gewann im 51. Zug.

Interessanterweise wird behauptet, Kotov hätte die Gewinnvariante nicht berechnen können, da ihm die Zeit fehlte [1], ich würde behaupten, die einzige Variante, die er berechnen wollte, war diese sechszügige Zugwiederholung, und das ist ihm meisterhaft gelungen.

--------------------

[1] Bronstein, David: "International Chess Tournament Zurich 1953", S. 160f.

[2] Levitt, Jonathan/Friedgood, David: "Secrets of Spectacular Chess", S. 61.