Mittwoch, 22. April 2009

Ungenutzte Chance

Bei Amateuren kommt es häufiger vor, dass Chancen ausgelassen werden. Im Großmeisterbereich geschieht dies meistens nur zwischen dem 30. und 40. Zug, wo die Zeitnothexe zuschlägt und den Spielern die Zeit fehlt, genaue Zugfolgen zu berechnen. Umso überraschender ist nachfolgende Partie zwischen dem späteren Weltmeister Vassili Smyslov und dem Fast-Weltmeister David Bronstein (Zürich 1953). Weder herrschte in dieser Partie in der maßgeblichen Stellung (14. Zug) Zeitnot noch handelte es sich um Amateurspieler.
Wie man im folgenden Diagramm sieht, hat Schwarz den Läufer auf g4 gegen zwei Bauern geopfert. Der letzte weiße Zug war 14.e2-e4??






Mit 14.e4 wird der schwarze Springer auf g4 angegriffen - als Antwort auf den schwarzen Angriff auf den Sh4. Bronstein spielte hier 14.- Sxf2, konnte aber nicht mehr als Remis erreichen.
Das war eine ungenutzte Chance, um nicht zu sagen fahrlässig. Denn hier gewann 14.- La3! Der Zug scheint mir nicht allzu schwierig zu finden zu sein, umso überraschender, dass ein Taktik-Monster wie Bronstein ihn nicht gespielt hat.
Auf 14.- La3 geht nur 15.Lxa3 (oder 15.Sxa3[1]), da 15.Qxg4 (Weiß hat vorübergehend zwei Figuren mehr) mit 15.- Lxb2 (Weiß hat nur noch eine Figur mehr) und Angriff auf den Turm a1 erfolgt. Es ginge nur 16.Sa3 Lxa3 und das Figurenmaterial ist ausgeglichen - allerdings hat Schwarz die eingangs erwähnten zwei Bauern mehr (-+).
Auf 15.Lxa3 also erfolgt 15.- Dxh4 mit Mattdrohung (Diagramm 2).






Das Matt lässt sich nur mittels 16.Ld6 oder 16.Te1 decken. Auf 16.Ld6 folgt 16.-e5 und Weiß muss doch Te1 spielen. Die Variante 16.Te1 gibt Bronstein selber in seinem Buch "Das internationale Schachturnier in Zürich, 1953" an. Er gibt die Zugfolge 16.Te1 Dxf2+ 17.Kh1 Dh4+ 18.Kg1 und meint, dass Schwarz hier entweder mit c5, f5 oder Sde5 "starken Angriff" erhält.


Er schreibt weiter: "In dieser Variante muss Schwarz eine zeitlang mit einem Turm weniger spielen [wenn Weiß Lxf8 spielt; Anm. spr], und das schien mir unangemessen viel zu sein."
Betrachten wir die Stellung nach 18.- Sde5 (Diagramm 3).







Diese Stellung ist nach 14.- La3 quasi forciert. Der nächste schwarze Zug wird f5 sein (bzw. wenn Lxf8 zunächst Txf8). Danach wird die f-Linie geöffnet und es droht bereits Dh2#. Weiß hat keine sinnvollen Verteidigungszüge zur Verfügung, und selbst das Zurückgeben von Material hilft nicht. Der Computer kündigt in dieser Stellung Matt in 16 an (ohne den Computer könnte ich auch nicht so schlaue Beiträge schreiben ;)

Es war für mich beim Nachspielen jedoch erstaunlich, dass David Bronstein (wenngleich ohne Computer) diesen Gewinn ausgelassen hat.

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[1] 15.Sxa3 f5 16.e5 Sdxe5 ist verhältnismäßig besser, aber auch klar verloren für Weiß. Bronstein erwähnt den Zug in seiner Analyse nicht, weil er ihn nicht fürchtete.

Dienstag, 14. April 2009

Tactics (5)


This is a very nice combination produced by Jonathan Speelman in his game against Markus Stangl (Altensteig 1994). How did White win?

Solution (diff. 3/5):

1.Rxd7! Rxd7 2.exf6 Bxf6 3.Bxf6 gxf6 4.Rh4 Rf8 5.Qh8+ Kf7 6.Qh7+ Ke8 7.Qg6+ Kd8 8.Rb4 (this is the main point of the combination! The black queen is trapped because the square c2 is not available anymore) . Stangl answered with the "racheschach" 8.- Rd1+ and after 9.Kh2 he resigned.