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Sonntag, 22. August 2010

Dreiecksmanöver

Unter einem Dreiecksmanöver versteht man eine Zugfolge, bei der die eine Partei einen Marsch im Dreick durchführt um das Zugrecht bei gleicher Stellung an den Gegner abzugeben. Das ist dann möglich, wenn der Gegner nur zwischen zwei Feldern pendeln kann.
In der Regel findet man dieses Manöver in Bauernendspielen.





Weiß am Zug möchte das Zugrecht gerne an Schwarz abgeben, um den schwarzen König am Brettrand einzuklemmen.

1.Ke5 Kc6 2.Kd4 Kd7 3.Kd5
Jetzt ist die gleiche Stellung enstanden, allerdings mit Schwarz am Zug.
3.- Kc8 4.Kd6 (4.c6? Kb8! ist remis) Kd8 5.Ke6 Kc8 6.Ke7 Kb8 7.Kd7 Ka8 8.c6 +-

Ein schönes Beispiel eines Dreiecksmanövers zeigt auch folgendes Problem von Carel Mann (1893). Die Vorgabe lautet Matt in 4.




Der praktische Nutzen für einen Turnierspieler ist hier gering, da am einfachsten natürlich 1.Dh4+ Kf5 2.Dxg4+ den Gewinn sichert.

Um aber der Vorgabe Matt in 4 zu genügen, muss Weiß ein Dreiecksmanöver spielen, denn es ist klar, dass Schwarz am Zuge einzügig mattgesetzt würde (1.- Kf5 2.Dd5#; 1.- f5 2.Dh4#).

1.Da8! Kh6 (1.- f5 2.Dd8+ Kh6 3.Dh8+ Kg5 4.Dh4#) 2.Dh8+ (deshalb musste 1.Da8 gespielt werden, und nicht 1.Db7) Kg5 3.Dh1! (jetzt ist die Ausgangsstellung erreicht mit Schwarz am Zug!; Weiß kann wie oben beschrieben mattsetzen).




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Donnerstag, 25. Juni 2009

Von Dreiecken und Geraden

Es wird gesagt, die Gerade beschreibe den kürzesten Weg zwischen zwei Punkten. Eine Aussage, die sich aus dem Satz des Euklid herleitet, wonach in einem Dreieck die Summe zweier Seiten immer größer ist als die dritte Seite.
Die Erfinder des Schachspiels haben sich darum wenig geschert. Den König kostet es nur einen Schritt (Zug), ein diagonales Feld zu erreichen, obwohl der Mittelpunkt dieses Feldes nach obiger Definition weiter entfernt ist als der des vertikalen oder horizontalen Nachbarfelds.

Durch diese "Eigentümlichkeit" kommt es zu interessanten Situationen auf dem Schachbrett, v.a. im Endspiel. Nachfolgendes Diagramm zeigt Weiß am Zug in der Partie Schlage - Ahues (Berlin 1921).



Zur Einschätzung der Stellung: Weiß holt sich den Bauern a7 und verwandelt seinen eigenen Bauern in eine Dame. Er muss allerdings aufpassen, dass sein König nach dem Schlagen auf a7 nicht eingeklemmt wird. Deshalb ist hier der gerade Weg (rot markiert) falsch. Der grüne Weg ist genauso weit wie der rote, hält aber den gegnerischen König auf Distanz.

1.Ke6 Kc3 2.Kd5 (Schlage spielte hier fehlerhaft 2.Kd6?, wonach die Partie remis endete) 2.- Kb4 3.Kc6 (sperrt das Feld b5 [1]) 3.- Ka5 4.Kb7 Kb5 5.Kxa7 Kc6 6.Kb8 +-

Als Meisterwerk der schachlichen Widerlegung des Satzes des Euklid kann folgende geniale Studie von Richard Réti (1921) gelten.


Weiß am Zuge remisiert mit 1.Kg7. Der König nähert sich mittels der Diagonalen nicht nur dem h-Bauern sondern auch seinem eigenen Bauern. 1.- h4 (1.- Kb6 2.Kf6 kommt aufs Gleiche raus) 2.Kf6 Kb6 3.Ke5 (die Siebenmeilenstiefel werden geschnürt) 3.- Kxc6 (3.- h3 4.Kd6 h2 5.c7 =) 4.Kf4 =

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[1] Dvorecky nennt das Wegstoßen des gegnerischen Königs einen "Bodycheck" (Dvorecky, Mark: "Die Endspieluniversität", S. 37).

Dienstag, 23. Juni 2009

Bauernendspiel: Elementares

Ein Bauernendspiel K+B vs. K ist immer dann remis, wenn es der stärkeren Partei nicht gelingt, den König vor dem eigenen Bauern zu platzieren. Dabei ist es i.d.R. egal, wie weit der Bauer schon vorgedrungen ist (eine Ausnahme bildet die drittletzte Reihe; hier muss die schwächere Partei die Opposition [1] besitzen) .
Um zu gewinnen, muss er also den König vor den Bauern bekommen. Das alleine reicht allerdings noch nicht, wenn es Schwarz gelingt, eine direkte vertikale Opposition herzustellen.


Im Diagramm gewinnt Weiß, indem er den König nach a5 spielt. Damit ist er vor dem Bauern. Schwarz kann seinen König maximal nach c6 spielen, wonach er aber keine direkte vertikale Opposition zum weißen König eingehen kann (dazu müsste er nach a7). Ein leichter Gewinn für Weiß. (Schwarz am Zug würde remis machen, indem er den König nach b6 spielt, und Weiß käme nicht mehr vor den eigenen Bauern.)

Etwas diffiziler ist die Situation in Diagramm 2. Die Position sieht mit Weiß am Zug dermaßen günstig aus, dass man auf den Gedanken verfällt, auch der "schnelle" Weg mit 1.Ke2? würde gewinnen. Oppositionstechnisch scheint das zunächst logisch, da nach 1.- Kf7 2.Kf3 (Fernopposition) Ke7 3.Ke3 (Fernopposition) bis jetzt alles nach Plan läuft, aber nach 3.- Kd7 geht es plötzlich nicht mehr weiter, da das Oppositionsfeld d3 vom eigenen Bauern besetzt ist. Die Stellung ist remis, da Schwarz nach 4.Kd4 mit 4.- Kd6 = die direkte vertikale Opposition einnimmt.


Der einzige Zug, der hier gewinnt, ist 1.Kd2! Weiß verfolgt denselben Plan wie in Diagramm 1; er läuft unter dem eigenen Bauern her. 1.- Kf7 2.Kc3 Ke6 4.Kc4 +- Technisch gesehen liegt in beiden Diagrammstellungen ein weitreichendes Umgehungsmanöver (engl. outflanking) vor.

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[1] "The kings are defined as standing in opposition when a) they are on squares of the same color, and b) there is an odd number of squares between them by the most direct route or routes. [...] It is usual to say that the player who hasn't the move has the opposition, e.g. White has the opposition if it is Black's move." Euwe, Max: "A Guide to Chess Endings".

Mittwoch, 18. Februar 2009

A terrible but instructive move


There are blunders that are embarrassing for the player who does them, but are instructive for the audience. This kind of blunder happened to Austrian player Rudolf Spielmann in his game against Oldrich Duras (Karlsbad 1907). In the diagram position Spielmann with the white pieces played the move 1.Rf4? - expecting 1.- Rxf4 2.Kxf4 with a drawn pawn endgame.

But, things went the other way, when Black moved 1.- Kg5! Now White has to exchange rooks with 2.Rxf5 Kxf5 and the pawn endgame is not draw but lost! (see diagram 2). Note for beginners: The position would be draw if Black had to move here.