Sonntag, 27. Februar 2011

Schach in der Literatur ‒ "A Bad Night for Burglars" (Lawrence Block)

Lawrence Block gehört hierzulande zu den weniger bekannten amerikanischen Krimiautoren. Das ist schade, denn er liefert seit Jahrzehnten erstklassige Ware der härteren Gangart. Seine Geschichten sind originell und realistisch, und das ist ein Gütesiegel, das man den wenigsten ausstellen kann. Bei den meisten anderen Autoren hat man den Eindruck, dass sie ihre Ideen aus allen möglichen Quellen beziehen - nur nicht aus dem eigenen Kopf.

Die Kurzgeschichte, die ich hier vorstellen will, heißt "A Bad Night for Burglars" ("Eine schlechte Nacht für Einbrecher"). Sie erschien zuerst 1977 in Ellery Queen's Mystery Magazine.


Der Geschäftsmann Arthur Trebizond stellt einen Einbrecher, der in sein Haus eingestiegen ist. Trebizond hat einen Revolver und so kann er dem Einbrecher das Brecheisen abnehmen. Es entwickelt sich ein Gespräch, in dem Trebizond den Einbrecher fragt, was er denn außer Stehlen noch könne. Dieser antwortet, dass er ganz gut Schach spiele.
Trebizond fordert den Einbrecher zu einer Partie auf und sie beginnen zu spielen.

Sie spielten in der Eingangshalle. Der Einbrecher nahm in der ersten Partie die weißen Steine und eröffnete mit dem Königsbauern. Er spielte eine einfallsreiche Variante im Spanier, abert im sechzehnten Zug konnte Trebizond einen Turm für einen Springer gewinnen, und nicht lange danach gab der Einbrecher auf.
Im zweiten Spiel hatte der Einbrecher Schwarz und erwiderte mit Sizilianisch. Er spielte eine Variante, die Trebizond nicht kannte. Das Spiel war lange Zeit ausgeglichen, dann gelang es dem Einbrecher im Endspiel, einen Freibauern zu bilden. Als abzusehen war, dass er sich in eine Dame verwandeln würde, kippte Trebizond seinen König um und gab auf. [1]

Als sie eine dritte Partie beginnen wollen, kommt Trebizonds Frau zur Tür herein. Nach einem kurzen Wortwechsel erschlägt Trebizond sie mit dem Brecheisen. Danach erschießt er den Einbrecher mit dem Revolver. Der Polizei wird er später erzählen, er hätte den Einbrecher in Notwehr erschossen, nachdem dieser seine Frau erschlagen hatte. Dabei hatte er die Anwesenheit des Einbrechers berechnend dazu benutzt, den Mord an seiner Frau zu verschleiern.

Die Kurzgeschichte ist intelligent konstruiert und logisch nachvollziehbar. Die gute Darstellung der beiden Schachpartien zeigt, dass Block auch im Detail akribisch ist. Wenngleich "A Bad Night for Burglars" nicht zu den besten Geschichten Blocks zählt (die Motivation Trebizonds, seine Frau umzubringen, wird nicht herausgearbeitet), ist er ein Mann, dem man vertrauen kann.

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[1] Übersetzt aus Lawrence Block: "Enough Rope", HarperCollins 2003, S. 7. Übersetzung von spr.

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